Die Verkehrssituation an der Karlsruher Straße zeigt, wie sich eine auf den Autoverkehr ausgerichtete Mobilität auf die Menschen, ihre Umgebung und ihr Verhalten auswirkt.
Der Autoverkehr fordert für sich ein, zu jeder Zeit frei und flüssig fließen zu können; mehrspurige Verkehrsachsen für ein komfortables Vorankommen auf direktem Weg. Ohne Rücksicht, welche Auswirkungen sich daraus auf die Menschen außerhalb des eigenen Kraftfahrzeugs ergeben. Hauptverkehrsachsen, wie die Karlsruher Straße, zerteilen Stadträume und verhindern die Entwicklung eines harmonischen Stadtgefüges. Durch den Lärm und die Luftverschmutzung werden anwohnende Menschen stark belastet. Ein Öffnen des Lebensraumes hin zur Straße, dem eigentlich öffentlichen Raum für alle, ist nicht möglich. Erholsame und ruhige Bereiche sind lediglich zur straßenabgewandten Seite zu finden. Die Menschen werden isoliert und der öffentliche Raum für spontane Begegnungen fehlt. Zu Fußgehende und Radfahrende werden auf viel zu schmale Seitenstreifen verdrängt.
Heidelberg Südstadt entwickelt sich aktuell zu einem jungen und lebendigen Wohngebiet. Eine Verbindung zu den bereits gewachsenen Strukturen wird jedoch durch die stark befahrene Verkehrsachse verhindert. Es entstehen für sich abgeschlossene Quartiere ohne Einbindung in ein städtisches Gesamtgefüge.
Dabei besteht schon jetzt die Möglichkeit, die Menschen in den Stadtteilen Südstadt und Rohrbach durch eine Umfahrung über die B535 zu entlasten. Dieses kann jedoch nur eine kurzfristige Lösung darstellen, da durch eine Umfahrung der Verkehr lediglich umgeleitet wird und an andere Stelle zu einer erhöhten Belastung führt. Eine langfristige Lösung kann nur in einer deutlichen Reduzierung des gesamten Verkehrsaufkommens liegen. Durch einen attraktiven Ausbau des ÖPNVs, durch kluge Umstiegsmöglichkeiten für Pendler vom Individualverkehr auf den ÖPNV außerhalb des Stadtgebietes, durch den Ausbau von Radschnellwegen in die benachbarten Regionen Heidelbergs, durch den Ausbau eines lückenlosen und sicheren Radnetzes innerhalb Heidelbergs.
Bereits eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf 30 km/h würde die Belastungen reduzieren. Das Einrichten von getrennten Fuß- und Radwegen in ausreichender Breite würde zudem eine Mobilität fördern, die nicht nur Lärmbelastungen und Luftverschmutzungen vermeidet, sondern auch zu deutlich mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden führt. Die Attraktivität, mit dem Rad innerhalb Heidelbergs zu pendeln, würde enorm gesteigert. Mit positiven Effekten für das Klima und die Gesundheit aller Menschen und ohne das Auto auszuschließen.
Öffentliche Räume bekämen mehr Aufenthaltsqualität. Beispiel Rohrbacher Markt. Ein zentraler Ort im Stadtgefüge, jedoch vollflächig versiegelt und allseitig umgeben von Straßen. Es ist laut und der Platz schwer erreichbar. Nicht nur für Zufußgehende. Eine erkennbare Radverkehrsführung fehlt. Dabei bietet die Nähe zur Haltestelle des ÖPNV und zur Einkaufsstraße durchaus das Potenzial, mehr attraktiven Aufenthaltsraum für Menschen zu schaffen.
Eine menschengerechte Stadt muss die Bedürfnisse aller Menschen erfüllen. Von Kindern, Senioren, Familien, alleinstehenden Menschen, Menschen mit Einschränkungen, Menschen ohne oder mit Rad, Menschen ohne oder mit Auto. Ausgerichtet nach den Schwächsten.
Link zum Artikel (€): Heidelberg: Karlsruher Straße ist für Radfahrer und Fußgänger problematisch – Heidelberg – Nachrichten und Aktuelles – Rhein-Neckar-Zeitung (rnz.de)