Die Situation in der Mittermaierstraße beschreibt beispielhaft die fehlende Bereitschaft, den Straßenraum in Heidelberg gerecht umzuverteilen. „Bereits Anfang 2021 haben wir mit unseren Pop-Up-Radwegeaktionen darauf hingewiesen, dass Zufußgehenden und Fahrradfahrenden eine sichere und komfortable Teilnahme am Verkehr verweigert wird,“ konstatiert Armin Müller vom Radentscheid.
Damals beantragte der Radentscheid Heidelberg mehrere Monate in Folge bei der Stadt einen sogenannten „Pop-Up-Radweg“. Dabei wurde für jeweils ein Wochenende an einer für den Radverkehr kritischen Stelle eine Autospur zu einer Radspur umgewidmet. Als das Amt für Mobilität einen langfristigen Verkehrsversuch auf der Mittermaierstraße in Aussicht stellte, legte der Radentscheid seine Aktion auf Eis. „Das ist jetzt zwei Jahre her. Wir erkundigten uns mehrfach nach dem Stand der Umsetzung und hörten immer wieder Gründe, warum der Verkehrsversuch erneut verschoben wurde,“ erläutert Larissa Weigel vom Radentscheid.
Der erwähnte Verkehrsversuch wurde auf die Liste der sogenannten Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Radinfrastruktur gesetzt, deren Umsetzung sich die Stadtverwaltung für 2022 und 2023 vorgenommen hat. Nach Aussage des Radentscheids wurden von diesen Maßnahmen bisher nur wenige umgesetzt. Beispielsweise wurde eine geplante Verbesserung des Radfahrangebots am Götzenberg nach Boxberg und Emmertsgrund paradoxerweise als “zu gefährlich” eingestuft und ersatzlos von der Liste gestrichen.
„Wir haben beim Amt für Mobilität zahlreiche Menschen kennengelernt, die sich mit großem Engagement und immensem Zeiteinsatz für mehr Sicherheit für Zufußgehende und Radfahrende einsetzen. Menschen, die etwas bewegen wollen. Wir fragen uns, warum diese Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht zum Zug kommen. Wer in der Verwaltung stemmt sich gegen Veränderungen und ist dafür verantwortlich, dass Verbesserung nur in mikroskopischen Schritten geschieht?“, sinniert Max Kraus vom Radentscheid verärgert und schließt mit den Worten: „Wir sind weiterhin entschlossen, die Stadtverwaltung konstruktiv bei Ihren Bemühungen zu unterstützen. Mit mehr Transparenz und spürbarer Lösungsorientierung wäre das jedoch deutlich einfacher und zielführender.“