Heidelberg will als eine von 112 europäischen Modellstädten bis 2030 klimaneutral sein. Ohne Verkehrswende ist dieses Ziel jedoch nicht zu erreichen. Der Verkehr ist mit rund 28% der gesamtstädtischen CO2-Emissionen eine der zentralen Emissionsquellen in Heidelberg, heißt es auf der offiziellen Internetseite Climateview Heidelberg 2040. Das Thema Verkehrswende ist jedoch nicht seiner Bedeutung entsprechend präsent. Die Stadt arbeitet zwar an einem Klimamobilitätsplan und der Radstrategie, doch bislang nur auf dem Papier. Je länger wir Maßnahmen aufschieben, desto schwieriger wird die Einhaltung der gesetzten Ziele und desto unglaubwürdiger erscheint das Vorhaben. 

Für eine erfolgreiche Verkehrswende muss der vorhandene Raum zugunsten nachhaltiger Verkehrsmittel umgestaltet und der Verkehr vom eigenen Auto auf diese verlagert werden. Gleichzeitig muss das ÖPNV-Angebot ausgebaut, zuverlässiger und attraktiver werden, Kommunen müssen sichere und komfortable Wege für zu Fußgehende und Radfahrende anbieten und Arbeitgebende müssen echte Anreize für einen Umstieg schaffen. 

Die Mittermaierstraße ist die wichtigste Verkehrsachse ins Neuenheimer Feld und versinnbildlicht den Widerspruch zwischen den erklärten Zielen und dem Weg dorthin. Für Zufußgehende und Radfahrende ist die Situation gefährlich. Denn hier werden die gesetztlich vorgeschriebene Mindestbreiten der Fuß- und Radwege unterschritten. Anwohnende leiden unter den Lärm- und Schadstoffbelastungen. Daher kann hier auf eine umfassende und gut durchdachte Umgestaltung nicht verzichtet werden. 

Mit dem geplanten Verkehrsversuch in der Mittermaierstraße bringt das Amt für Mobilität trotz aller Kritik und Gegenwind einen wichtigen Prozess ins Rollen. Zum ersten Mal steht die Verkehrswende im Mittelpunkt einer Maßnahme. Vorgeschlagen wurden zwei Varianten. Insbesondere die kleine Variante berücksichtigt keine Umgestaltung der Mittermaierstraße im Sinne des Fuß- und Radverkehrs. Die große Variante ist aus Sicht des Radentscheids zwar auch nicht umfassend, greift aber grundlegende Aspekte sicherer Fuß- und Radwege auf. 

Nun ist es am Gemeinderat, sich für die Verkehrswende einzusetzen.