Gemeinsame Stellungnahme von ADFC, VCD und Radentscheid.

Vier Monate lang folgten jeden Donnerstag um 14 Uhr mehrere Menschen dem gemeinsamen Aufruf von Radentscheid, adfc (Allgemeinen Deutschen Fahrradclub) und VCD (Verkehrsclub Deutschland), auf dem Rad einige Runden auf der für den Radverkehr freigegebenen Fahrspur auf der Mittermaierstraße zu fahren. Welchen Zweck verfolgte die Aktion mit dem Titel „Fahren im Kreis statt Arbeitskreis“ und warum wurde sie nun eingestellt?

Seit Jahrzehnten ist die Situation für den Fuß- und Radverkehr auf der Mittermaierstraße eine Zumutung. Das Problem ist bekannt, eine zufriedenstellende Lösung fehlt noch immer. Zwar kündigte die Verwaltung im Juli 2022 an, im Rahmen eines Verkehrsversuchs eine Autospur in eine Radspur umzuwidmen, um denjenigen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, mehr Platz und Sicherheit auf der Mittermaierstraße zu gewähren. Bis Ende 2023 hatte sich jedoch noch immer nichts getan. Daher meldete der Radentscheid im November 2023 einen sogenannten Pop-Up-Radweg an: Zwei Tage lang gehörte eine der Autospuren Richtung Süden für einige Stunden dem Radverkehr, der ansonsten geteilte Seitenstreifen allein dem Fußverkehr. Im März 2024 sollte endlich der Verkehrsversuch vom Gemeinderat beschlossen werden. Der aber konnte sich nur auf die Bildung eines Arbeitskreises einigen, der noch einmal gründlich über den Verkehrsversuch diskutieren sollte.

Mittlerweile forderten nicht nur Initiativen und Engagierte aus der Bürgerschaft, sondern auch das Regierungspräsidium Karlsruhe die Stadt Heidelberg auf, Abhilfe für den Missstand zu schaffen. Daraufhin wurden in einem ersten Schritt im Juni 2024 Fahrradpiktogramme auf der jeweils rechten Autospur und dem geteilten Fuß- und Radweg aufgebracht. Eine Fahrspur war nun also für den Fahrradverkehr freigegeben, gleichzeitig mussten sich die Passanten den schmalen Bürgersteig weiterhin mit dem Fahrradverkehr teilen. Im Januar 2025 wurde auf einem Teilstück der Mittermaierstraße zusätzlich die maximale Geschwindigkeit auf Tempo 30 reduziert. Der tägliche Blick auf die Verkehrssituation zeigt, dass sich dadurch faktisch nichts geändert hat: Fuß- und Radverkehr drängeln sich auf dem geteilten Seitenstreifen, Radfahrendende sind auf der freigegebenen Autospur kaum zu sehen. Dass diese Maßnahmen die Sicherheit für den Fuß- und Radverkehr nicht erhöht haben, überrascht nicht.

„Mit unserer Aktion ‚Fahren im Kreis statt Arbeitskreis‘ wollten wir deutlich machen, dass der angekündigte Arbeitskreis zum Verkehrsversuch Mittermaierstraße mit der Umwandlung einer Autospur in eine Umweltspur überfällig ist und dass es mehr als Piktogramme braucht, um Zufußgehen und Fahrradfahren attraktiver und sicher zu gestalten“, erläutert Margarete Strubel-Raatz vom VCD. Die Stadt hingegen bezeichnet den Ist-Zustand in ihrer Pressemitteilung als „einzige Lösung zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden in der Mittermaierstraße“.

Diese Meinung teilt kaum jemand, der zu Fuß oder mit dem Rad auf der Mittermaierstraße unterwegs ist. Unter diesen Umständen scheint den beteiligten Initiativen ein weiteres Fahren im Kreis nicht zielführend. „Wir haben uns außerdem zunehmend gefragt, ob wir es verantworten können, zum Radfahren auf der Autospur aufzurufen, denn die Bedingungen für das Einfädeln auf die Fahrbahn sind zu riskant“, beschreibt Dieter Jakob die Sorge des Radentscheids und ergänzt: „Dem täglich zunehmenden Rad- und Fußverkehr gilt es durch komfortable und sichere Wege Rechnung zu tragen.“

Nachdem das Regierungspräsidium die Maßnahmen der Stadt Heidelberg als angemessen und ausreichend absegnete, hat nun eine betroffene Bürgerin Klage erhoben. Sie will sich mit dem Missstand nicht abfinden und hofft, dass die Verkehrssituation durch den Rechtsweg neu bewertet wird, damit der Fußverkehr die Sicherheit bekommt, die er braucht.

Unsere gemeinsame Stellungnahme als PDF-Datei: hier

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